Pro­jekt­bes­chreibung

In dem geplanten Projekt werden organisationale, technologische und soziale Rahmenbedingungen, kollektive Orientierungen und Normen mit Blick auf effiziente, sichere Einsatztechnologien im Feuerwehrwesen identifiziert, die eine gelingende Integration und gleichberechtigte Partizipation heterogener gesellschaftlicher Gruppen fördern oder eben auch behindern können. Indem deutlich wird, wie Normen von Sicherheit und Effizienz im Feuerwehrwesen zusammenwirken, verhandelt werden, und indem Konfliktpotential und soziale Dynamiken bei der kollaborativen Anwendung von Technologien identifiziert werden, können systematische Gegenstrategien auf der Ebene der Organisation wie der der Belegschaft entwickelt werden, um die Erreichung der Organisationsziele zu unterstützen, v.a. Integration verschiedener Bevölkerungsgruppen, Prävention, sowie Sicherheit und Sicherheitsempfindungen von Feuerwehrleuten und Bevölkerung zu stärken. Sind die Bedingungen herausgearbeitet, können darüber Kooperations- und Vertrauensbeziehungen zwischen den Gruppen innerhalb der Organisation diskursiv und handlungspraktisch gestärkt werden.

Routinen, z.B. in organisationalen Abläufen, Trainings oder der Anwendung verschiedener Technologien, können einerseits organisationalen Wandel behindern, wenn die von der Organisation angestrebte Veränderung das Sicherheitsempfinden ihrer Mitglieder irritiert und gewohnte Handlungspraktiken oder die zu Grunde liegenden Orientierungen in Frage stellt. Andererseits stellen Routinen wichtige Ansatzpunkte und Ressourcen für Veränderung dar. Dies gilt gerade in High Reliability Organisationen (HROs), die gleichermaßen auf etablierte Routinen als auch auf deren flexible Handhabung, z.B. in akuten Gefahrensituation durch situationsspezifische Anpassung, aber auch im Sinne von organisationalen Verfahren zur kontinuierlichen und systematischen Reflexion des Einsatzhandelns angewiesen sind, um effiziente und sichere Abläufe zu gewährleisten und vielfältige, komplexe und unvorhersehbare Risiken zu minimieren. Deshalb bilden routinierte Handlungspraktiken, etablierte Verfahren und die damit verbundenen Orientierungen entscheidende Ansatzpunkte des geplanten Projektes.

Gleichzeitig werden die Ergebnisse des Projektes verdeutlichen, welcher Bedarf an Kompetenzen durch gesellschaftliche Diversität gerade in den HROs entsteht, aber auch welche neuen Kompetenzen durch Vielfalt in die Feuerwehr eingebracht werden, und wie diese professionalisiert, bewertet und mit Sicherheitsstandards in Einklang gebracht werden können. Identifizierte Herausforderungen und Dynamiken werden durch den transdisziplinären Projektansatz gemeinsam mit Organisationsvertretern und Feuerwehrleuten in strategische Gestaltungsempfehlungen überführt. Die Übertragbarkeit auf andere sicherheitsrelevante und technikorientierte Strukturen und Prozesse, z. B. die Technische Hilfe als Teil der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr oder die Internationale Katastrophenhilfe, wird durch fachlichen und wissenschaftlichen Austausch validiert. Auch Organisationen, welche sich um die Integration von Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund bemühen, können von diesen Ergebnissen profitieren.

Neben dem Ergebnistransfer in die Praxis, sieht die wissenschaftliche Verwertung eine Reihe verschiedener Publikationen, Konferenzbeiträge und insbesondere den Aufbau eines interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsschwerpunktes „Technologie und Diversität im Einsatz- und Rettungswesen“ als Vertiefung der bereits etablierten Sicherheitsforschung an der Fakultät für Maschinenbau der Universität Paderborn vor. Dazu wurde in Kooperation der Fachgruppen „Technik und Diversity “ (Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil), dem Lehrstuhl für Produktentstehung (Heinz Nixdorf Institut Paderborn), dem Fortschrittskolleg „Leicht-Effizient-Mobil“ (Institut für Leichtbau mit Hybridsystemen) und dem Institut für Soziologie der Fakultät für Kulturwissenschaften ein interdisziplinäres Team aufgebaut, das sich unter Einbringung substantieller Eigenleistungen für die Erforschung und Entwicklung neuer Ansätze für Sicherheit und Effizienz im Feuerwehrwesen sowie diversity-gerechter Einsatztechnologien engagieren wird.