Lars Hemme sitzt wegen einer angeborenen Form der Gelenksteife im Rollstuhl. Wenn er in der Mittagspause an der Universität Paderborn in der Mensa essen will, müssen seine Assistenten bislang zwei Tabletts gleichzeitig transportieren. Für Studierende und Beschäftigte mit körperlicher Beeinträchtigung wie ihn hat der Maschinenbau-Student Dennis Bertels jetzt einen rollstuhlgerechten Tablettwagen entwickelt.
In seiner Studienarbeit am Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) hat der 25-Jährige zwei verschiedene Prototypen konstruiert und gefertigt: einen aus Edelstahl und eine leichtere Variante aus Kunststoff. Beide Konstruktionen können entweder vom Rollstuhlfahrer selbst oder einer assistierenden Begleitung genutzt werden. „Die Wagen lassen sich einfach am Rollstuhl über einen Federmechanismus befestigen und ermöglichen dem Rollstuhlfahrer, sein Tablett und Getränke abzulegen. Vorher musste das Tablett immer auf den Oberschenkeln transportiert werden.“
Ist eine autarke Nutzung des Wagens nicht möglich, hat eine Begleitperson die Möglichkeit, zwei Tabletts dort abzustellen. So eigne sich der Wagen nicht nur für Menschen mit körperlicher Behinderung, sondern auch für Familien mit Kindern, ergänzen Prof. Dr. Gerson Meschut, Leiter des LWF, und Oberingenieur Dr. Dominik Teutenberg, der die Studienarbeit betreut hat.
Bei der Konstruktion der Prototypen orientierte sich Dennis Bertels eng an den Anregungen und Anforderungen von Lars Hemme, der bei der Zentralen Studienberatung Studierende mit Beeinträchtigung berät. Die beiden mit Eigenmitteln des LWF erstellten Tablettwagen werden jetzt einige Wochen in der Mensa Forum getestet. In dieser Zeit wollen die Konstrukteure durch Befragungen Feedback einholen und die Wagen eventuell weiterentwickeln.
Das Studierendenwerk Paderborn freut sich über die Initiative der Wissenschaftler. „Es gibt einen Bedarf und wir würden die Wagen gerne dauerhaft nutzen“, sagt Carsten Walther, Geschäftsführer des Studierendenwerks.