Klebverbindungen schonend lösen

17.05.2022 – Universität Paderborn und Hochschule Hamm-Lippstadt verkaufen Verfahren an Mycon GmbH.

 

Für eine nachhaltige Mobilität ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen entscheidend. Neben einer intelligenten Kreislaufwirtschaft, die auf ein effektives Recycling von Materialien setzt, müssen auch nachhaltige Wertschöpfungsketten geschaffen werden. Was eignet sich dabei besser, als die Aufbereitung und Reparatur bereits bestehender Materialien? Forschende der Universität Paderborn und der Hochschule Hamm-Lippstadt haben gemeinsam eine Erfindung getätigt, die das zerstörungsfreie Lösen von Klebeverbindungen ermöglicht. Dieses patentierte Verfahren wurde nun an die mycon GmbH verkauft. PROvendis verhandelte im Rahmen des Verbundprojektes NRW Hochschul-IP erfolgreich den Kauf- und Übertragungsvertrag.

 

Nachhaltig: Reparatur, Wartung und Instandsetzung

 

Karosserien, Batteriegehäuse oder auch Bauteile im Luftfahrzeug- und Schienenbau sind heutzutage häufig stoffschlüssig verklebt. Um diese unter Nachhaltigkeitsaspekten reparieren, warten und instandsetzen zu können, müssen die Klebeverbindungen gelöst werden. Stand jetzt werden für diesen Entfügeprozess Teile lokal erwärmt, beispielsweise mit Heißluftgebläsen oder Infrarotstrahlern. Diese Erwärmung geschieht jedoch teilweise ungezielt. Die Materialien können durch die Hitze beschädigt werden, ein erneutes Verkleben oder Weiterverwenden ist dann häufig nicht mehr möglich. Die Forschenden Prof. Dr.-Ing. Gerson Meschut, Dr.-Ing. Marc Wünsche und Dr.-Ing. Jan Ditter der Universität Paderborn haben zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Michael Wibbeke der Hochschule Hamm-Lippstadt einen anderen Ansatz für das Lösen von Klebeverbindungen entwickelt: “Das neue Verfahren basiert darauf, die im Klebstoff enthaltenen Elastomere bei niedrigen Temperaturen zu verspröden und so die Trennung mit einem kurzen starken Impuls möglich zu machen. Die Klebeverbindung wird dazu auf bis zu -80 °C gekühlt”, erläutert
Prof. Dr.-Ing. Gerson Meschut vom Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) der Universität Paderborn. Die Materialien werden dann durch das spröde Bruchverhalten materialschonend getrennt, die Teile können anschließend wieder verwendet und beispielsweise neu verklebt werden.

 

Starke Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Industrie

 

Um dieses Verfahren industriell nutzen zu können, haben die Forscher eine spezielle Vorrichtung zur Tiefkühlung mit flüssigem CO2 entwickelt. Das CO2 aus einer Druckflasche wird gezielt an die zu kühlende Klebeverbindung geleitet. Die Forschenden haben zusätzlich ein flexibles Kopfstück entworfen, mit dem auch gekrümmte Teile gekühlt werden können. Das Kopfstück wird durch Magnete an Stahlbauteilen gehalten oder kann an die zu kühlende Stelle gedrückt werden. Die mycon GmbH hat die Erfindung bereits in die Praxis gebracht: “Wir haben ein Entfügesystem entwickelt, welches auf den Arbeiten der Forschergruppe beruht und sich auch aus dem wertvollen Austausch mit den Forschenden speist. Wir konnten die Entwicklungen mit unseren eigenen Patenten und Innovationen kombinieren und haben ein System entwickelt, das Reparaturen und Recyclingmaßnahmen erheblich vereinfacht”, so Geschäftsführer Oliver Kipp. “Wir sind sehr froh, eine so starke Partnerschaft zwischen Wissenschaft und Wirtschaft aufgebaut zu haben.” Die Bielefelder mycon GmbH, spezialisiert im Bereich Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Produkten und Automatisierungstechniken im Bereich der Industriereinigung, nutzt das System zur Entfügung von Klebeflächen von Fahrzeugkarosserien. Weitere Einsatzmöglichkeiten werden die Hochschule Hamm-Lippstadt, die Universität Paderborn und die Mycon GmbH gemeinsam entwickeln: Auf Basis der erfolgreichen Zusammenarbeit wurde ein Antrag bei der Fördermaßnahme „Auf dem Weg zur nachhaltigen Mobilität durch kreislauffähige Wertschöpfung“ beim Bundesministerium für Bildung und Forschung eingereicht.

          
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