For­schungs­pro­jekt In­Pei­ro auf der In­terzum 2025

Neue Wege im Möbelleichtbau

Vom 20. bis 23. Mai präsentierte sich das Forschungsprojekt InPeiro auf der Interzum 2025 in Köln, der führenden Fachmesse für Möbelfertigung und Interior Design. Auf dem Gemeinschaftsstand des igeL e. V. (Interessengemeinschaft Leichtbau) stellte das Projektteam aus TH OWL, ambigence, Gerhard Koch Maschinenfabrik und Universität Paderborn innovative Ansätze für funktionsintegrierte Möbelkomponenten vor. Der Messeauftritt war geprägt von intensivem Austausch, konstruktiven Gesprächen mit Expertinnen und Experten aus Industrie und Forschung sowie großem Interesse an den gezeigten Prototypen des InPeiro-Projektes.

 

Das PANEL-Konzept: Technik, wo man sie nicht sieht

Kern des Messeauftritts ist das PANEL, eine Seitenwand in integraler Leichtbauweise, die mehr ist als eine einfache Möbelplatte. In die Sandwichstruktur werden Funktionen wie Klappenmechanik, Beleuchtung und Verbindungspunkte direkt integriert. Damit entfallen optisch sichtbare Beschläge und Anbauteile. Die Integration eröffnet neue Möglichkeiten für moderne Schranksysteme mit Klappenbeschlägen. Dazu zählen ein geringeres Gewicht, Ressourcenschonung, und ein klarer gestalterischer Vorteil durch die reduzierte, beschlagfreie Optik. Besonders hervorzuheben ist die Entkopplung von Funktion und Gestaltung. Technische Elemente verschwinden im Inneren, während die äußeren Flächen frei nach Designansprüchen gestaltet werden können.

 

Die Nature-Variante: Holz, Funktion, Handwerk

Großen Anklang fand die Nature-Variante, ein vollständig aus Holz gefertigter Oberschrank mit integrierter, holzbasierter Klappenmechanik. Die beweglichen Elemente waren dabei so in die Seitenwände eingebettet, dass sie von außen kaum wahrnehmbar waren. Dennoch konnte die Klappe komfortabel geöffnet und in vier Rastpositionen sicher gehalten werden. Das Exponat zeigte anschaulich, wie sich klassische Materialien mit zeitgemäßer Funktionalität verbinden lassen. Ohne sichtbare Technik, aber mit hohem Anspruch an Gestaltung, Verarbeitung und Handhabung.

 

Die Flat-Pack Variante: Funktion im System

Ergänzt wurde die Präsentation durch eine zweite Demonstrator-Variante, die das Konzept des integrierten Klappenbeschlags speziell für Mitnahmemöbel aufgriff. Ziel war es auch in preisbewussten und weit verbreiteten Möbelkategorien moderne Funktionalität ohne aufwändige Mechanik oder sichtbare Technik unterzubringen. 

Zum Einsatz kam daher ein modifizierter Klappenbeschlag, der auf dem JuniorLift der Firma Hettich basiert und speziell für das Projekt weiterentwickelt wurde. Die technische Konzeption und Entwicklung übernahm die TH OWL, während die Herstellung der Funktionsmuster im Hettich-Musterbau erfolgte. Auch dieser Prototyp zeigte, dass die Integration von Funktionen direkt in Möbelplatten nicht auf Einzelfälle beschränkt ist, sondern breit eingesetzt werden kann. Vom hochwertigen Designmöbel bis zum systemorientierten Mitnahmeprodukt. Im Rahmen von InPeiro wurde dieser Ansatz konsequent umgesetzt und auf der Interzum 2025 erstmals einem breiten Publikum vorgestellt.

 

Innovation im Mittelpunkt

In den zahlreichen Gesprächen mit Messebesucherinnen und -besuchern standen vor allem die Innovationskraft und der neuartige Entwicklungsansatz des Projektes im Fokus. Ein Klappenbeschlag, der nicht aufgesetzt, sondern ins Bauteil eingebettet ist. Die Resonanz aus der Branche war durchweg interessiert, neugierig und positiv. Das InPeiro PANEL wurde als zukunftsweisend wahrgenommen und weckte vielfältige Ideen für mögliche Anwendungen in Serien- und Individualmöbeln.

 

Beitrag des Lehrstuhls für Leichtbau im Automobil der Universität Paderborn

Der Lehrstuhl für Leichtbau im Automobil (LiA) an der Universität Paderborn leistete einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des Projekts und zur Gestaltung des InPeiro PANELs. Zu den zentralen Aufgaben zählten die Materialauswahl, die experimentelle Kennwertermittlung, die Materialcharakterisierung sowie die numerische Auslegung der PANEL-Aufbauten unter realitätsnahen Belastungsszenarien mithilfe der Finite-Elemente-Methode (FEM).

Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Integration von Anbindungspunkten und der mechanischen Auslegung der Struktur. Ergänzend entwickelte und realisierte das LiA mehrere Prüfstände, mit denen sowohl die Einzelbauteile als auch die fertigen Demonstratoren mechanisch und klimatisch getestet werden können. Die Prüfung der Demonstratoren erfolgt zum Projektende im Anschluss an die Interzum 2025. 

Durch diese Arbeiten leistete das LiA einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Fundierung des Projektes, sowie zur Auslegung und Qualitätssicherung der gezeigten Prototypen.

 

Teamarbeit auf der Messe

Besonders zu danken ist der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), die für den Messeauftritt eine zentrale Rolle einnahm. Sie verantwortete nicht nur die technische Umsetzung beider Demonstratoren, sondern auch deren Fertigung sowie die organisatorische Gestaltung des Messestands. 

Der Messeauftritt des Forschungsprojektes InPeiro zeigte eindrucksvoll, wie praxisnahe Forschung und gestalterischer Anspruch miteinander verbunden werden können. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnte das Projektteam ein besonderes Innovationspotenzial erschließen, neue Ansätze für den Leichtbau in der Möbelindustrie aufzeigen und diese einem breiten Fachpublikum auf der Interzum 2025 erfolgreich präsentieren.

 

Danksagungen

Wir danken dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimapolitik für die Förderung des Verbundprojekts InPeiro im Rahmen des Technologietransfer-Programms Leichtbau (TTP Leichtbau) unter dem Förderkennzeichen 03L82052D.