Vom 03. – 07. November fand die „16th Biennial Conference on Ecobalance“ in Sendai, Japan statt. Die Ecobalance, deren Kernkonzept die lebenszyklusorientierte Gestaltung und Bewertung von Produkten und Dienstleistungen ist, wird seit 1994 vom Institute of Life Cycle Assessment, Japan (ILCAJ) ausgerichtet und ist eine der weltweit angesehensten Konferenzen für Fachleute aus Wissenschaft, Industrie und Politik. Mit über 300 Teilnehmenden reichte das Themenspektrum von Methodenentwicklungen im Kontext der ökologischen- (englisch: Life Cycle Assessment, kurz LCA) und sozialen Nachhaltigkeitsbewertung über Anwendungen aus den Branchen Transport-, Nahrungsmittel-, Energie-, Abfallwirtschaft und verarbeitender Industrie bis hin zu Entwicklungen im Bereich von Datenbanken und der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Mit Moritz Ostermann war auch einer unserer wissenschaftlichen Mitarbeiter vor Ort und hat einen Vortrag zum Thema „Prospective Life Cyle Assessment of Lightweight Structures in Vehicles for On-Demand Mobility Systems“ gehalten. Im Rahmen des Vortrags wurde eine Methode zur Nachhaltigkeitsbewertung von Leichtbaustrukturen in Fahrzeugen für neue Mobilitätsanwendungen vorgestellt und anhand einer Fallstudie validiert. Zentrales Element dieser Methode sind intelligente Erfassungskonzepte der notwendigen Daten sowie Ansätze zur systematischen Identifikation von Reduktionsmaßnahmen sowie zur Berücksichtigung ihrer Wechselwirkungen. Diese werden aktuell im Projekt „ClimatebOWL“ entwickelt, das im Rahmen des Spitzenclusters „it’s OWL“ vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) des Landes Nordrhein-Westfalen bis März 2025 gefördert wird.
Zwei Wochen später, vom 26. – 27. November, fand die vom Automotive Circle ausgerichtete Konferenz „Sustanability for Product and Production Engineering“ in Bad Nauheim statt, in der die internationalen Automobilhersteller und -Zuliefererindustrien zum Austausch rund um das Thema Nachhaltigkeit zusammenkommen. In diesem Jahr stand das Thema der zirkulären Wertschöpfung sowie die Dekarbonisierung der Herstellungsrouten von im Automobilbau relevanten Werkstoffen im Vordergrund. In seinem Vortrag „Scenario-based Life Cycle Assessment of Lightweight Structures” hat Moritz Ostermann aufgezeigt, wie sich zukünftige Entwicklungen des Wertschöpfungssystems zur Herstellung von Leichtbaukomponenten mithilfe von Szenarien in deren Nachhaltigkeitsbewertung integrieren lassen, um Entscheidungen in der Produkt- und Strategieentwicklung zu verbessern. Dabei wurden unter anderem Entwicklungen im Bereich der Stahl-, Aluminium- und Kunststoffherstellungsrouten sowie ihrer Kreislaufführung berücksichtigt. Die vorgestellten Forschungsergebnisse zeigen, dass es einer Vielzahl von Maßnahmen in nahezu allen Bereichen der Wertschöpfungskette bedarf, um die Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus von Leichtbaukomponenten derart zu verringern, dass sie mit den aktuellen Treibhausgasreduktionszielen aus Industrie und Politik vereinbar sind.
Insgesamt haben beide Konferenzen deutlich gemacht, dass in zahlreichen Branchen umfassende Aktivitäten eingeleitet wurden, um die Umweltwirkungen der hergestellten Produkte und Dienstleistungen zu verringern. Es zeigte sich jedoch auch, dass weiterhin ein umfassender Forschungs- und Entwicklungsbedarf im Bereich der dafür notwendigen Technologien sowie ihrer Umsetzung und ganzheitlichen Bewertung besteht. Es herrscht Einigkeit darüber, dass dafür die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Industrie entlang der gesamten Wertschöpfungskette von entscheidender Bedeutung ist. Wir vom LiA verfolgen daher das Ziel, gemeinsam mit unseren Partnern auf den erzielten Erkenntnissen aufzubauen und die Forschung im Bereich der nachhaltigkeitsorientierten Entwicklung und Herstellung von Leichtbaulösungen weiter voranzutreiben.
Link zur Ecobalance: ecobalanceconference.org/index.html
Link zur Sustanability for Product and Production Engineering: www.automotive-circle.com/events/sustainability-in-product-and-production-engineering-2024/